Sportful Dolomiti Race 2019

(16.06.2019)

„It’s the hardest Grand Fondo in Europe“ ist der erste Satz auf der Homepage. Ich kann bestätigen, dass dieser Radmarathon sehr schwer ist. Alleine die Zahlen sprechen schon dafür. 210 km Länge mit ca. 5000 hm verlangen nach einer soliden Grundlage. Mein Garmin zählte in Summe mehr Höhenmeter als beim Ötztaler Radmarathon. Insgesamt vier Berge mit Steigungen bis zu 16% am letzten Anstieg stellten die Herausforderung dar.

Das Sportful Dolomiti Race in den südlichen Dolomiten hat ein besonderes italienisches Flair. Dieses gepaart mit dem Giro feeling der 20. Etappe der heurigen Rundfahrt finde ich sehr reizvoll. Ungefähr zwei Wochen vor dem Sportful Dolomiti Race wurde die vorletzte Giro Etappe auf derselben Strecke durchgeführt. Fast in jedem kleinen Bergdorf waren daher noch die rosa Schleifen und einige rosa Fahrräder sowie die motivierenden Sprüche für die Athleten am Asphalt zu sehen. Viele radsportbegeisterte Fans zäunten das Geschehen und feuerten die Grand Fondo Teilnehmer an. Das Rennen war ausgezeichnet organisiert. 1000ende Helfer sicherten gefühlt jede einzelne Einfahrt ab. Die Pässe waren für den motorisierten Verkehr gesperrt. Somit konnte jede Auf- und Abfahrt in vollen Zügen genossen werden. Zahlreiche Servicemotorräder unterstützten die Teilnehmer im Pannenfall zum Beispiel mit Ersatzlaufräder oder Schläuche. Auf meiner Fahrt habe ich zahlreiche Panneneinsätze gesehen. Das war für mich aber nicht verwunderlich, da der italienische Straßenbelag nicht unserem Standard entspricht.

Mit 5000 Teilnehmern am Start um 07:00 Uhr morgens bei lässigen 21°C.

Schon am ersten Anstieg kletterten die Temperaturen nahe an die 30er Zone. Leider herrschte kein Wind. Das erschwerte mir die Auffahrt der ersten 1000 Höhenmeter deutlich.

Der zweite Anstieg zum „Passo Manghen“ war „Cima Coppi“. Fast 1700 hm in einem Stück wobei die letzten 6 Kilometer kein Flachstück mehr aufweisen und eine Durchschnittssteigung von mehr als 10% haben. Diese schwere Prüfung bei über 30°C hat mir sehr viel Substanz gekostet. Eines der Motorräder hatte kurz vor der Passhöhe, unmittelbar vor mir, einen Motorschaden und ich musste durch den blauen Öl Qualm fahren – ein besonderes Erlebnis mit Knall.

Abkühlung kam dann am „Passo Rolle“ in Form eines Sommergewitters. Zuerst freute ich mich über die Abkühlung durch den strömenden Regen. Als dann die Blitze immer lauter wurden und der Hagel einsetzte sehnte ich mich wieder nach Sonnenschein. Andere Teilnehmer zogen ihre Regenjacke an und suchen Unterschlupf bei Bäumen und später dann bei den Zelten der Labestation. Ich wusste, dass ich auskühle, wenn ich stehen bleibe. Daher fuhr ich weiter (in kurz-kurz und ohne Regenjacke) bei 2°C um möglichst schnell die Passhöhe zu erreichen. Nach mehr als 15 Minuten im Hagel wurde die Straße langsam weiß und mein Hinterrad rutschte beim schnellen Antritt durch. Zum Glück war die Passhöhe schon in Sichtweite. Nach dem Anziehen der Windweste ließ der Hagel nach und ich stürzte mich bei strömenden Regen in die Abfahrt. Zähne klappernd versuchte ich vorsichtig Höhenmeter zu vernichten, um der Sonne den warmen Temperaturen weiter entgegen zu kommen. Kehre um Kehre wurde der Regen schwächer und die Temperatur stieg wieder an.

Eine Stunde später befand ich mich wieder bei 32°C im Anstieg des letzten Berges. Ich stärkte mich mit einigen Leckereien bei der letzten Labestation bevor es in die heftigen letzten sechs Kilometer am „Monte Avena“ ging. Eine letzte 900 hm Abfahrt und ein finaler Anstieg über Pflastersteinen ins Ziel standen noch auf dem Programm.

Überglücklich und nach mehr als 10 Stunden Fahrzeit war mein Sportful Dolomiti Race zu Ende.

(Patrick Schickengruber)

Rennrad