Trans-Slovenia Tour 2025

 

Als meine Freunde Thomas und Stefan (mit denen ich 2022 bereits eine Transalp-Tour bestritten habe) mit der Idee aufkamen, heuer eine Trans-Slovenia Tour zu fahren, war ich nicht schwer für eine Teilnahme zu überreden. Ich hatte die landschaftlich tollen Eindrücke noch gut in Erinnerung, da ich diese Tour bereits im Jahr 2016 mit dem BC Stoahupfa in sehr ähnlicher Variante gefahren bin. Damals ging die Tour in fünf Tagen von Arnoldstein bis Piran – da wir diesmal aber sowohl An- als auch Abreise mit dem Zug absolvierten, haben wir das Ziel auf Triest verlegt und dafür die Fahrtzeit auf vier Tage reduziert.

 

Tag 1 – von Arnoldstein nach Bovec (74,7 km, 2.157 Hm)

Gleich nach dem Start in Arnoldstein waren die ersten Höhenmeter auf das Dreiländereck zu bewältigen. Kurz vor dem Gipfel hat uns ein Regenschauer kurz zum Unterstand gezwungen, aber zum Glück sollte das dann der einzige Regen auf der restlichen Tour gewesen sein. Über das italienisch/slowenische Grenzgebiet ging es dann wieder bergab Richtung Kranjska Gora, wo wir dann den ersten Zwischenstopp beim lokalen Bäcker eingelegt haben. Nach einigen flachen Kilometern am Fluss Pišnica entlang wurde dessen Flussbett nochmal überquert, bevor der Anstieg auf den Vršič-Pass begann. Nach der Abfahrt, entlang von Geschützstellungen aus dem 1. Weltkrieg, überquerten wir dann das erste Mal die Soča, welche uns an diesem Tag und auch in den Folgetagen noch vielfach mit ihrem atemberaubenden Türkis erfreut hat. Die restliche Strecke des Tages verlief entlang des Flussverlaufs und vorwiegend flach bis zu unserem Tagesziel in Bovec.

 

Tag 2 – von Bovec nach Tolmin (73,5 km, 2.462 Hm)

Nach kurzer Einrollphase zurück zur Soča begann auch schon der erste 1.000 Hm Anstieg auf den Berg Stol. Kurz vor Erreichen des Gipfels mussten jedoch noch ein paar Bauarbeiter mittels Bierspende zur Passier-Erlaubnis überredet werden, da in dem abschüssigen Bereich der Weg betoniert wurde und kaum Ausweichmöglichkeiten neben dem frischen Beton bestanden. Zurück im Tal haben wir uns vor dem nächsten Anstieg noch bei einem kleinen Greißler mit Kaffee und Eis gestärkt, bevor die Soča erneut überquert und die weiteren Anstiege absolviert wurden. Neben kurzen Tragepassagen auf schwierigem Terrain wurden auch schöne Alm-Abfahrten befahren, bevor wir entlang des Flusses Tolminka zum zweiten Tagesziel in Tolmin gelangten.

 

Tag 3 – von Tolmin nach Šmartno (81,7 km, 2.395 Hm)

Das Strecken- und Höhenprofil der dritten Tagesetappe hat uns vorab schon verraten, dass an diesem Tag fast alle Höhenmeter auf der ersten Hälfte der Distanz bzw. an nur zwei Anstiegen zu bewältigen sind. Der erste Anstieg ging über die slowenische Grenzkammstraße auf den Bergkamm des Kolovrat, welcher im 1. Weltkrieg eine wichtige Verteidigungslinie der italienischen Armee dargestellt hat. Nach ca. 400 Hm Abfahrt begann auch schon der nächste Anstieg auf den Matajur, welcher bis auf die letzten Meter sehr gut zu bewältigen war. Knapp unterhalb des Gipfels waren auf dem nachfolgenden Abfahrtstrail aber plötzlich ungewöhnlich viele Mountainbiker anzutreffen und diese gehörten auch fast ausschließlich zur Enduro/Downhill-Fraktion. Nach den ersten Metern bergab und Gesprächen mit ein paar anderen Bikern aus verschiedenen Nationen war schnell klar, dass hier für ein Downhill-Rennen trainiert  wurde, welches am Folgetag stattfinden sollte. Lt. Recherche wird dieses Rennen auf einer Länge von 12,5 km und 1.450 Hm jährlich von 150 Ridern im Massenstart absolviert, was definitiv nach spektakulärer Action klingt. Für uns war es aber eher ein Abwägen zwischen fahrbaren und unfahrbaren Passagen bzw. ständigem Platzmachen für nachkommende Rider, welche bereits im Renntempo die Ideallinie suchten – wir wollten hier schon aus Eigeninteresse nicht im Weg stehen.

Nachdem aber auch wir die gesamte Strecke bewältigt hatten, gönnten wir uns in einem kleinen italienischen Ort wieder einen Kaffee und einen Mittagssnack, bevor es auf flachen Schotterwegen in die italienisch/slowenische Weingegend weiterging. Auf dem letzten kleinen Anstieg zu unserem Tagesziel in Šmartno gab es noch einige beschauliche Ortschaften zu entdecken, welche vor allem für Weinbau und Kirschbäume (an denen wir uns auch gestärkt haben) bekannt sind.

 

Tag 4 – von Šmartno nach Triest (92,3 km, 1.932 Hm)

Beim ersten kurzen Anstieg ging es gleich auf den Monte Sabotino, welcher viel Geschichte in Bezug auf den 1. Weltkrieg zu bieten hat (unzählige Stellungen sind direkt neben den Wegen noch immer zu sehen). Nach einer kurzen Abfahrt überquerten wir zum letzten Mal die Soča in der Kulturhauptstadt Nova Gorica und anschließend ging es über Schotterwege und Seitenstraßen zu den letzten Bergetappen. In dem folgenden Karstgebiet bekamen wir noch immer die verheerenden Auswirkungen der Waldbrände aus den vergangenen Jahren zu spüren – statt in angenehmem Wald-Schatten, mussten wir die Anstiege auf den bergführenden Schotterstraßen bei gleißendem Sonnenschein und Hitze ertragen – bis die Wälder wieder nachgewachsen sind, wird definitiv noch viel Wasser die Soča entlang geflossen sein.

Nachdem wir dieses etwas trostlose Terrain wieder verlassen hatten, verliefen die weiteren Kilometer entlang von Weingärten und wunderschönen Schotterwegen in unversehrten Wäldern (in denen man auch überall mit dem Fahrrad fahren darf). Wir überquerten ein letztes Mal die italienische Grenze und konnten nach einem letzten, schweißtreibenden Anstieg endlich den Ausblick auf den Hafen von Triest genießen. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto ging es nur mehr talwärts Richtung Meer und schließlich erreichten wir nach knapp 9.000 Hm und 322 km unfall- und pannenfrei unser Hotel im Zentrum von Triest. Nach einem wohlverdienten Abendessen und mehreren Aperol-Spritz nahm eine schöne Reise ihr Ende, bevor wir am nächsten Tag die Zugfahrt zurück in die Heimat antraten.

(Roland Hirschmann)

 

 

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